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Henry David Thoreau – Walden oder Leben in den Wäldern

Literarischer Salon
Montag, 23. Juni, 20.00 Uhr, Café Herr Sonnenschein

Henry David Thoreau (1817–1862) war Lehrer und Schriftsteller, er gehörte zu einem Künstler- und Künstlerinnenkreis um den Philosophen Ralph Waldo Emerson, der mit seinem Essay »Nature« die Strömung der amerikanischen Naturphilosophie (»Transzendentalismus«) begründete. 1845 verließ Thoreau die Künstlerkolonie in Concord/Massachusetts für ein Selbstexperiment und zog sich, wenige Kilometer außerhalb des kleinen Ortes, an den Walden Pond zurück – heute ein Touristenmagnet, damals inmitten der noch unwirtlichen Wälder Neuenglands versteckt. Er zimmerte sich eine Hütte, pflanzte Bohnen an, lebte von seiner Hände Arbeit, schrieb Tagebuch und blieb zwei Jahre, unterbrochen von gelegentlichen Besuchen im Dorf. »Walden« ist das Zeugnis seiner Erfahrungen und Naturansichten, seiner Gedanken über die Möglichkeit der Naturbeschreibung, seiner Kritik an der entstehenden Konsumgesellschaft und der Suche nach dem richtigen Leben.

Thoreau schrieb Essays über Pflanzen und Tiere seiner Heimat und über viele Jahre Tagebücher, die heute ins Deutsche übersetzt werden. Er engagierte sich in der Bewegung gegen Sklaverei und verfasste die Abhandlung »Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat« (1849). So avancierte er zum »Kultautor« nachfolgender Generationen von Hüttenbewohnern (unter ihnen Ludwig Wittgenstein) und von Aussteigern, die ihr Leben an Nord- und Ostsee, am Monte Verità und an der kalifornischen Pazifikküste neu ausrichteten.


Moderation: Prof. Dr. Walburga Hülk-Althoff, Universität Siegen und
Prof. Dr. Christian von Tschilschke, Universität Münster
Gast des Abends: Dr. Anneke Lubkowitz


Dirk Kaesler – Lügen und Scham. Deutsche Leben

Vortragsveranstaltung mit Lesung
Montag 30. Juni, 20.00 Uhr, Theatertreff

Mit »Lügen und Scham« legt der renommierte Soziologe Dirk Kaesler eine Kombination aus Schicksals- und Selbstfindungs-Memoir vor. Kaesler findet heraus, dass er nicht nur in einem »Lebensborn«-Heim der Nationalsozialisten zur Welt kam, sondern dass sein Vater nicht der im Krieg gefallene Ehemann der Mutter ist, dessen Namen er trägt. Die Wahrheit seines Lebens ist, dass seine Mutter als Angestellte des »Lebensborn« ein Liebesverhältnis mit einem SS-Offizier hatte. Dieser ihm unbekannte Mann ist sein leiblicher Vater.

Eine Spurensuche und ein zermürbender wie klärender Dialog mit der Vergangenheit beginnt. Es ist zugleich die Geschichte einer höheren Tochter, Kaeslers Mutter, deren Lebensträume im und nach dem Zweiten Weltkrieg durch ihre Verwitwung und das Verlassenwerden zerstört wurden. Einer Frau, die sich unter schwierigsten Bedingungen mit ihrem Sohn durchschlagen musste und sich pathologisch an diesen als Mann-Ersatz klammerte. Das Befreien aus dieser Erstickung ist eine Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund der politischen Umstürze jener Zeit. Die Systembrüche zwischen der agrarisch geprägten Lebenswelt der Großeltern im Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der kargen Nachkriegszeit liefern den Rahmen für ein jahrzehntelanges Familiendrama mit Lügen und Scham, das sorgfältig verschwiegen wurde.
Dirk Kaesler, geboren 1944 in Wiesbaden als Dirk Käsler, studierte Soziologie und Politische Wissenschaft in München und London. Bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Allgemeine Soziologie an der Philipps-Universität Marburg.

Lesung: Stefanie Kirsten


Der Eintritt zu der Veranstaltung beträgt für Mitglieder 5 Euro, für Nicht-Mitglieder 10 Euro. Studierende erhalten bei Vorlage des Kultursemestertickets freien Eintritt.

Vorverkauf: ROSTA Buchladen, Aegidiistr. 12, 48143 Münster – buchladen@rosta-online.de – Tel: 0251-44926, Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10-18.30 Uhr, Sa: 10-15 Uhr
sowie Karten an der Abendkasse