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Terézia Mora

In der ZDF-Sendung "Lesen!" waren sich Elke Heidenreich und Roger Willemsen einig über den literarischen Rang und Anspruch des Romans, und auch in der gedruckten Kritik ist kaum ein Buch dieser literarischen Saison so gefeiert worden wie "Alle Tage" von Terézia Mora.

Am Donnerstag, den 9. Dezember wird um 20 Uhr Frau Mora im Lesesaal der Stadtbücherei aus ihrem Roman lesen, dessen Titel auf ein Gedicht von Ingeborg Bachmann anspielt. Es das Gedicht über den "Krieg, der nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt" wird, über den armseligen Stern der Hoffnung, der verliehen wird "für die Flucht von den Fahnen, / für die Tapferkeit vor dem Freund, / für den Verrat unwürdiger Geheimnisse / und die Nichtachtung / jeglichen Befehls".  

Terézia Mora

- geboren 1971 in Sopron/Ungarn - lebt seit 1990 in Berlin; sie hat Theaterwissenschaft studiert und ihr Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie mit dem Drehbuch-Diplom abgeschlossen, und ihr Erzählungsband "Seltsame Materie" (1999) ist mit dem renommierten Bachmann-Preis ausgezeichnet worden. Aber zu ihren Hauptwerken zählt sicherlich auch die Übersetzung von "Harmonia Coelestis", dem grandiosen Romans von Peter Esterhäzy.
"Alle Tage" erzählt die Geschichte eines Abel Nema, dessen Name zugleich "der Deutsche" und "der Stumme" bedeutet. Zwischen dem Helden, der von einem "Krieg" in den anderen taumelt, und seiner Autorin bestehen durchaus biographische Parallelen: "So wie in meinem ersten Buch diejenigen Kenntnisse und Erfahrungen das Material abgaben, die ich in meinen ersten 19 Jahren in Ungarn gesammelt hatte, wollte ich in 'Alle Tage' mit dem Erfahrungsmaterial arbeiten, das ich in den letzten vierzehn Jahren im Westen akkumuliert hatte: Ich will erzählen, was ich weiß." In einem Gespräch mit Frauke Meyer-Gosau für die Zeitschrift "literaturen" charakterisiert sie ihren Helden, der 10 Sprachen beherrscht, aber keinen Wortschatz besitzt für das, was ihn selber betrifft: "Abel ist eine Figur, die sich nicht entwickelt, er fängt in jeder neuen Situation einfach immer wieder von vorn an. Daran scheitert er, nicht an den äußeren Umständen." Terézia Moras Roman ist ein belesenes sprachliches Kunstwerk, und sein letzter Satz heißt "Es ist gut". Es ist ein Satz, der lakonisch jenen Satz variiert, mit dem Joseph von Eichendorffs "Aus dem leben eines Taugenichts" geschlossen hatte: "Und es war alles, alles gut". Aber die Reise, die dann hinter Abel Nema liegt, hat mit Romantik gar nichts zu tun. Denn, so heißt es in dem oben zitierten Bachmann-Gedicht: "Das Unerhörte / ist alltäglich geworden."