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Sabrina Janesch

Als der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Herbst letzten Jahres seinen mit 12.800 Euro dotierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis der in Münster lebenden Autorin Sabrina Janesch zuerkannte, war ihr neuer Roman noch gar nicht erschienen. Aber als ihr dann Ende November 2017 der Preis überreicht wurde, hatte dieser neue Roman bereits eine erstaunliche Resonanz gefunden und die Begründung der Jury sozusagen auch im Nachhinein bestätigt. Sabrina Janesch, so hieß es in der Begründung der Jury, verfüge über ein originäres und vitales Erzähltalent: „Sie hat dieses Talent in unterschiedlichen Genres und Themenbereichen unter Beweis gestellt. Dabei orientiert sie sich nicht an literarischen Trends, sondern geht ihren eigenen Weg.“ Was das besagte neue Buch betrifft, darf man diesen „eigenen Weg“ sogar wortwörtlich verstehen. Am 16. Februar 2018 wird Sabrina Janesch um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus ihrem Roman „Die goldene Stadt“ lesen, den sie auf der Basis interkontinentaler Reisen und abenteuerlicher Recherchen fertiggestellt hat.

Sabrina Janesch, geboren 1985 in Gifhorn, studierte Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim und Polonistik an der Jagiellonen-Universität Krakau. 2010 erschien ihr Roman „Katzenberge“, 2012 „Ambra“ und 2014 „Tango für einen Hund“. Für ihr Schreiben wurde Sabrina Janesch mehrfach ausgezeichnet: Sie erhielt den Mara-Cassens-Preis, den Nicolas-Born-Förderpreis, den Anna-Seghers-Preis, war Stipendiatin des Ledig House, New York, und Stadtschreiberin von Danzig. Sabrina Janesch lebt mit ihrer Familie in Münster.

Peru, 1887. Das ganze Land redet nur von einem Mann – und seiner großen Entdeckung: Augusto Berns will die verlorene Stadt der Inka gefunden haben. Das Medienecho reicht von Lima bis London und New York. Doch wer ist der Mann, der vielleicht El Dorado entdeckt hat? Alles beginnt mit einem Jungen, der am Rhein Gold wäscht und sich in erträumten Welten verliert, der später in Berlin den glühend verehrten Alexander von Humboldt befragt, um bald darauf einen Entschluss zu fassen: Er, Berns, will die goldene Stadt finden. Berns wagt die Überfahrt nach Peru, wo er eher zufällig zum Helden im Spanisch-Südamerikanischen Krieg wird, dann als Ingenieur der Eisenbahn Mittel für seine Expedition sammelt. Mit dem Amerikaner Harry Singer besteigt er die Höhen der Anden und schlägt sich durch tiefsten Dschungel – um schließlich an einen Ort zu gelangen, der phantastischer ist als alles, was er sich je vorgestellt hat. Erst seit kurzem weiß man, dass das sagenumwobene Machu Picchu in Peru von einem Deutschen entdeckt wurde. Sabrina Janesch hat sich auf die Spuren des vergessenen Entdeckers begeben und erzählt seine aufregende Geschichte. Ein Roman von großer literarischer Kraft, der uns in eine exotische Welt eintauchen lässt – und zeigt, was es bedeutet, für einen Traum zu leben. Der Schriftsteller Sten Nadolny bescheinigt dem Roman: „Makellos geschrieben, fesselnde Figuren, Reichtum, wohin man sieht – plastisch, farbig und unvergesslich.“




Die Klagenfurter Jury war nicht recht überzeugt, als im letzten Jahr die 1985 geborene Autorin Sabrina Janesch Auszüge aus ihrem ersten Buch gelesen hatte. Als es dann aber herausgekommen war, erhielt es nicht nur von der F.A.Z. bis zur taz positive Kritiken, sondern es wurde auch mit dem den Mara-Cassens-Preis für das beste deutschsprachige Romandebüt ausgezeichnet. Am Freitag, den 13. Mai wird Sabrina Janesch um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus diesem Roman lesen: „Katzenberge“. Die 1985 geborene deutsch-polnische Schriftstellerin – seit August 2010 in Münster lebend – erzählt die offenbar autobiographisch motivierte Geschichte einer existentiellen Reise. Eine junge Frau, Nele – „Nelunia“ – Leibert, reist zur Beerdigung ihres Großvaters von Berlin nach Niederschlesien und von dort weiter nach Galizien, in das Geburtsland des Großvaters. Dieser war in Folge der Übergabe ehemals polnischer Gebiete an die Ukraine nach Niederschlesien zwangsumgesiedelt worden, um dort einen Hof getöteter oder vertriebener deutscher Siedler zu übernehmen. Die Reise nach Osten, die Nele im Jahr 2007 unternimmt, ist also der unfreiwillig „westwärtigen“ Reise ihres Großvaters entgegengesetzt. Je weiter sie nach Osten vordringt, desto tiefer dringt sie in die Vergangenheit ihrer Familie. Aus der Raumreise wird eine elegische Zeitreise. In seiner Laudatio zur Verleihung des Mara-Cassens-Preis an Sabrina Janesch hat der Literaturkritiker Jörg Magenau den archäologischen Eigensinn dieses Romans präzise charakterisiert. „Katzenberge“ sei eine literarische Landvermessung: „Heimatkunde oder besser gesagt: Erd-Kunde – und zwar in der unmittelbaren Bedeutung des Wortes: Erde ist das zentrale Motiv des Romans, das immer wieder aufgenommen und variiert wird.“ Das sei nicht unheikel, schließlich stehe alles Erdige hierzulande in der Traditionslinie der nationalsozialistischen „Blut-und-Boden“-Literatur und müsse sich dazu verhalten: „Da ist es von Vorteil, dass ‚Katzenberge‘ als ein polnischer Roman gerade die andere Seite beschreibe, nicht den Heimatverlust der Deutschen in Schlesien, sondern den der Polen, die dort angesiedelt wurden. Es geht um Fremdheit und das Leben auf fremder Erde – und sehr wohl auch um Erdverbundenheit und auf eine geradezu archaische, magische Weise um einen Beutel voller Heimaterde.“ Günter Grass hat gute Gründe gehabt, dem Buch der ersten Danziger Stadt-Schreiberin „viele Leser“ zu wünschen.