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Uwe Tellkamp

Vor 19 Jahren hat er am Münsteraner Lyrikertreffen teilgenommen, im Jahr 2008 las er beim Literaturverein Münster aus seinem großen Roman „Der Turm“, der „Geschichte aus einem versunkenen Land“. Millionenfach verkauft und prominent – mit Jan Josef Liefers – verfilmt, weckte dieser Roman hohe Erwartungen an den bereits früh avisierten Folgeroman. Aus diesem Epos, das nach mehrfachen Aufschüben jetzt erschienen ist, wird Uwe Tellkamp am 9. Juni 2022 um 20 Uhr im Theatertreff Münster (Neubrückenstraße 63) lesen. Tellkamp, geboren 1968 in Dresden, ist Romancier, Erzähler und Essayist. Neben anderen Auszeichnungen wurden ihm 2008 der Uwe-Johnson-Preis und 2017 der Kulturpreis der deutschen Freimaurer verliehen. Der neue Roman ist mit 905 Seiten fast so umfangreich wie der „Turm“. Er trägt den Titel jenes Prosastücks, mit dem Tellkamp im Jahr 2004 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann: „Der Schlaf in den Uhren“. Bereits am Erscheinungstag ist das Buch von „allen“ Zeitungen und Medien besprochen – und zumeist heftig verrissen worden. Der Roman steht trotzdem auf der Spiegel-Bestsellerliste; ein Fernseh-Porträt mit Uwe Tellkamp hat es zu einem Mediathek-Bestseller gebracht. Tellkamp war vor vier Jahren ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem er sich in einem Streitgespräch mit Durs Grünbein kritisch zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung geäußert hatte; in dem besagten TV-Porträt hat er diese Äußerung allerdings zurückgenommen. Trotzdem muss man mit Tellkamps politischer Position nicht einverstanden sein.

Der neue Roman – kompliziert „verschlüsselt“ und hier in der Zusammenfassung des Verlags charakterisiert: - setzt ein im August 2015: Fabian Hoffmann, der einstige Dissident, steht als Chronist in Diensten der „Tausendundeinenachtabteilung“ von Treva. In diesen Labyrinthen eines unterirdischen Reichs arbeitet die „Sicherheit“ an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. In diese Welt ist Fabian einem ihrer Kapitäne, Deckname „Nemo“, gefolgt, um herauszufinden, wer seine Schwester und seine Eltern verraten hat. Zugleich ist Fabian mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung erscheinen soll.. Er analysiert Ordnungsvorstellungen und Prinzipien der Machtausübung, die Verflechtungen von Politik, Staatsapparat und Medien, beobachtet die Veränderungen im alltäglichen Leben. Immer mehr löst sich dabei seine Chronik von ihrem ursprünglich amtlichen Auftrag, streift zurück bis in das Dresden seiner Kindheit. Auf seiner Suche nach Ordnung und Sinn kämpft Fabian gegen die Windmühlen der Macht – und gibt doch den Traum von einer befreiten Zukunft nicht verloren.




Am Dienstag, den 21. Oktober wird der soeben mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Autor aus seinem Roman „Der Turm“ lesen, den die Kritik einhellig als den bedeutendsten Roman über die ehemalige DDR gefeiert hat. Der 1968 geborene Autor war nach seinem Abitur Offizier in der Nationalen Volksarmee geworden, um später Medizin studieren zu können. Als seine Einheit 1989 gegen Dresdner Demonstranten vorgehen sollte, verweigerte er den Dienst. Dieses autobiographische Material transformiert Tellkamp zu einem vielstimmigen Epos über „eine versunkene Welt“, über den Prozess, der einer „Wende“ vorausgeht, die noch immer nicht bewältigt ist.
Der Titel des Romans bezieht sich auf eine bildungsbürgerliche Wohngegend am hohen Elbufer. Ulrich Greiner in der „Zeit“ bewundert das fast tausend Seiten umfassende Werk für die „altmodische, die unglaubliche Zuversicht, der Roman als bürgerliche Erzählform sei imstande, eine untergegangene Epoche noch einmal zum Vorschein zu bringen, von ihren Hoffnungen, aber vor allem von ihrem Leid so zu erzählen, dass es für immer aufgehoben ist.“
Vor fünf Jahren hat er am Lyrikertreffen Münster teilgenommen, im Jahr 2004 gewann er den Ingeborg-Bachmann-Preis, sein Roman „Eisvogel“ ein Jahr später war in der Kritik umstritten, aber in diesem Herbst präsentiert er ein Werk, das sofort eine außerordentliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Am Dienstag, den 21. Oktober wird Uwe Tellkamp um 20 Uhr 15 im im Rathausfestsaal aus seinem Roman „Der Turm“ lesen. Für dieses Buch hat er den diesjährigen Uwe-Johnson-Preis erhalten. Es ist ein Roman, der die letzten 7 Jahre der DDR vergegenwärtigt. Diese „Geschichte aus einem versunkenen Land“ besteht aus zwei Teilen; der erste, eine Art Bildungsroman, trägt den Titel „Die Pädagogische Provinz“, der zweite, eine Art Gesellschaftsroman, ist überschrieben mit „Die Schwerkraft“. Und es ist staunenswert, dass Uwe Tellkamp nicht nur einen epischen Atem hat, der über fast tausend Seiten nicht aussetzt, sondern auch das poetische Detail beherrscht. Und es ist ein „offenes“ Satzzeichen, ein Doppelpunkt, mit dem der Roman lakonisch endet: „… aber dann auf einmal … / schlugen die Uhren, schlugen den 9. November, Deutschland einig Vaterland’, schlugen ans Brandenburger Tor:“ Vielleicht ein Doppelpunkt, der eine Fortsetzung ankündigt.