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Frank Schulz

Vor 15 Jahren hat er sie mit dem Roman „Kolks blonde Bräute“ begonnen, vor fünf Jahren mit „Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien“ fortgesetzt, und jetzt hat er sie vollendet: die „Hagener Trilogie“. Am Dienstag, den 19. September wird um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei Frank Schulz aus dem aberwitzigen Schlussband dieser insgesamt fast 2000 Seiten umfassenden Romanfolge lesen: „Das Ouzo-Orakel“.

Frank Schulz, geboren 1957, gibt seinem Helden, Bodo Morton, die Gelegenheit, sich in einem griechischen Dorf von allen möglichen körperlichen und existentiellen Blessuren, von Alkohol und Amouren zu erholen. Er bezieht eine „Villa Arkadia“ oberhalb der Odysseus-Bucht, jenseits des Flusses Acheron. In dieser „Philosophenklitsche“, wie er sie nennt, unterwirft er sich einem penibel geregelten Tagesablauf: Wenn es warm ist, legt er sich zum Schlafen an den Strand, nach dem Aufstehen geht er schwimmen, es folgen Gymnastik und Griechisch-Lektionen, Musik und Meditation, esoterische und parapsychologische Studien, Homer-Lektüre und Dichten. Besuch bekommt Bodo allenfalls von einem streunenden Köter, den er Atze nennt. Zum Essen begibt er sich nach Kouphala in die von seinem Freund Spyros dem Jüngeren betriebene „Taverna Plaka“. Sie ist ein Schmelztiegel, in dem deutsche Kurzzeit-Touristen und Aussteiger auf Einheimische treffen, griechische Folkloremusik sich mit deutschen Schlagern mischt und misst. So sehr die Szene ihn auch anzieht – Bodo bleibt abstinent. Aber der Versuch, sich selig vor der Welt zu verschließen, misslingt dann doch, und das liegt daran, dass durch einen bizarren Zufall seine Jugendliebe Monika Freymuth in Kouphala eintrifft – auf der Suche nach ihrem Mann, der sich aus dem ehelichen Staub gemacht hat. Diese erinnerungsträchtige Wiederbegegnung führt bei Bodo zu solch heftigen Erschütterungen, dass er keinen anderen Ausweg weiß, als sich dem „Ouzo-Orakel“ anzuvertrauen, einem spinnerten Einsiedler namens Theo, der in einem Campingbus haust.

Frank Schulz, der Lieblingsautor von Harry Rowohlt, sei ein schlauer und kluger Erzähler, dessen Virtuosität mit Humor, Wärme und Melancholie grundiert sei, befindet der Rheinische Merkur: „Bei ihm ist alles anschaulich, nah, deutlich, alles wirkt neu und nie gesehen.“ Und der Frankfurter Rundschau verschlägt es fast die Sprache: Es handele sich um einen Roman, „der ob der Genauigkeit der Metaphorik, der ingeniös-raffinierten Montage, der empathisch-akribischen Figurenzeichnung, der atemberaubenden syntaktischen Dynamik, der ob seiner, o Sprache, hilf!, lichten Brillanz wenigstens in den vergangenen 20 Jahren seinesgleichen sucht.“