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Gerhard Mohr
Im Mai letzten Jahres hat die Darmstädter Jury Philip Hoares „Leviathan oder Der Wal“ zum Buch des Monats – mit folgender Begründung: „Ausgezeichnet wird ein ebenso nützliches wie skurriles Sachbuch über den König der Meere, den Schrecken unserer Phantasie, den Romanhelden Moby Dick, das Ungeheuer der Kulturgeschichte und das Opfer einer gewissenlosen Industrie. Der Engländer Philip Hoare glänzt auf seiner maritimen Entdeckungsreise mit einem Verschwendungsreichtum an Kenntnissen.“ Am Dienstag, den 25. Februar wird um 20 Uhr im LWL-Naturkundemuseum, Sentruper Straße 285, der Schauspieler Gerhard Mohr, Theater Münster, aus dem Buch lesen, dessen Untertitel Programm ist: „Auf der Suche nach dem mythischen Tier der Tiefe.“ Philip Hoare wurde 1958 in Southampton, England, geboren, wo er auch heute noch lebt. Er ist freier Autor und Journalist. Für sein Buch „Leviathan, or, The Whale“ erhielt er 2009 den renommierten Samuel Johnson Prize for Non-Fiction. Vor einem halben Jahr hatte Friedhelm Rathjen – ebenfalls auf Einladung des Literaturvereins – aus seiner Übersetzung von Herman Melvilles „Moby-Dick“ gelesen – den Roman, auf den auch Philip Hoare sich in seinem autobiographisch geprägten Buch bezieht. Hoare gelingt es, die Kulturgeschichte des Walfangs mit der Wirkungsgeschichte von Melvilles Großroman zu verbinden, etwa den unterschiedlichen Verfilmungen dieses Romans. Philip Hoare, seit jeher fasziniert von Walen, versucht in Leviathan seiner Besessenheit auf den Grund zu gehen. Besuche im Londoner Natural History Museum während der Kindheit, die erste (und die zweite) Moby-Dick-Lektüre, zahlreiche Whale-Watching-Touren, eine Fahrt von Nordengland nach Cape Cod und zur Mitte des Atlantiks haben ihm Antworten gegeben und neue Fragen gestellt: Warum haben Wale eine so starke Anziehungskraft auf den Menschen? Warum spielen sie in unserer Fantasie immer wieder eine Rolle, verschmelzen darin mit dunklen Vorstellungen von Seeschlangen und anderen vorsintflutlichen Riesenwesen? Ist der Wal ein Symbol paradiesischer Unschuld in Zeiten der Artenbedrohung und des Klimawandels? Oder eher ein uraltes Sinnbild für das Böse schlechthin, ein bizarrer Fisch, der Jona verschluckt hat.Fantasieanregender sei lange kein Buch über die Natur gewesen, schriebt die Zeit: „Philip Hoare hat in einem Mix aus Reisereportage und Sachbuch eine großartige Kulturgeschichte des Wals geschrieben.“ Der auch in Film und Fernsehen beschäftigte Schauspieler und Regisseur Gerhard Mohr vom Theater Münster wird Auszüge aus Hoares Buch lesen. In der laufenden Spielzeit ist Mohr unter anderem in Ibsens „Der Volksfeind“ und Lessings „Miss Sara Sampson“ zu sehen, er bereitet aktuell seine Rolle in dem Musiktheater „The Black Rider“ von Tom Waits, William S. Burroughs und Robert Wilson vor.