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Peter-André Alt

Wir fangen noch einmal an. Mit einem Autor, der uns aus einem Buch vortragen wird, das davon handelt, wie Bücher anfangen. Dank der Kooperationsbereitschaft des Franz Hitze-Hauses und der Unterstützung durch Akademiedozentin Gabriele Osthues können wir für die Lesung einen Saal anbieten, der – immerhin – 60 Plätze bietet.

„In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit“ oder „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen„ – manche erste Sätze der Weltliteratur sind so berühmt geworden, dass man sie kennt, auch wenn man das Werk nie gelesen hat. Die Anfänge von Romanen und Erzählungen gewinnen uns, indem sie überraschen oder überwältigen, schmeicheln, erschrecken, verlocken oder erregen. Sie können Spannung erzeugen, Stimmungen hervorrufen, die Protagonisten zum Leben erwecken oder ihre Leser an Ort und Zeit des Geschehens entführen. In vielstimmigen Tonlagen – ironisch, pathetisch, bekenntnishaft oder dunkel – leiten sie in die dann folgende Geschichte ein. Der Literaturwissenschaftler Peter-André Alt hat über zahlreiche erste Sätze der Weltliteratur nachgedacht und darüber, „was sie uns verraten„. Am Freitag, den 21. August wird er um 20 Uhr im Franz-Hitze Haus (Kardinal-von-Galen-Ring 50) im Oscar Romero Saal: 60 Plätze) aus seinem Buch lesen, dessen Titel seinerseits einen der bekanntesten Anfangssätze zitiert ‚Jemand musste Josef K. verleumdet haben …‘

Peter-André Alt ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, die er von 2010 bis 2018 als Präsident leitete. Seit 2018 ist er Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Von ihm sind unter anderem erschienen: „Schiller. Leben – Werk – Zeit. Eine Biographie„ (2009), „Franz Kafka. Der ewige Sohn„ (2008), Kafka und der Film. Über kinematographisches Erzählen (2009), „Ästhetik des Bösen„ (2011) und „Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne“ (2016).

Seit 2005 veröffentlicht Alt regelmäßig in regionalen und überregionalen Tageszeitungen – darunter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“ und dem Berliner „Tagesspiegel„ – Artikel zu Fragen der Wissenschafts- und Bildungspolitik. Für die „Berliner Morgenpost„ schrieb er zwischen 2014 und 2017 eine wöchentliche Kolumne; seit November 2017 ist er Kolumnist der „Berliner Zeitung„.

Im Jahr 2005 erhielt Alt für seine zweibändige Schillerbiographie (2000) den Schillerpreis der Stadt Marbach am Neckar. 2008 wurde ihm im Rahmen der Initiative „Pro Geisteswissenschaften„ das Opus-Magnum-Stipendium der Stiftungen Volkswagen und Thyssen für den Abschluss seines Buchprojekts „Ästhetik des Bösen„ zuerkannt.

Der erste Satz ist bekanntlich der schwierigste - und der wichtigste. Er muss den Leser verführen und verrät meist mehr, als wir bei der ersten Lektüre wahrnehmen. Manchmal enthält er im Kern schon die ganze folgende Geschichte. Peter-André Alts lustvoller Streifzug durch die Weltliteratur führt an großen Texten von der Antike bis zur Gegenwart vor, wie deren Anfänge jenen Pakt mit dem Leser schließen, der die erste Neugier in andauernde Leselust verwandelt. In einem funkelnd-luziden Essay über die Poesie des Anfangs zeigt Peter-André Alt das an 249 Beispielen von Homer bis Peter Handke, von Tolstoi bis Paul Auster. Sein Buch bietet Literaturgeschichte „in a nutshell„ und ist selbst eine große Verführung zum Lesen.