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Klaus Modick

Im Mittelpunkt des letzten Romans von Klaus Modick hatte ein Gemälde von Heinrich Vogeler gestanden. Und sicherlich hat der Mythos Worpswede, der mit Namen wie Rainer Maria Rilke oder Paula Modersohn-Becker oder Clara Westhoff verbunden ist, zu der überwältigenden Resonanz des Buches beigetragen, das vor vier Jahren unter dem Titel „Konzert ohne Dichter“ erschienen ist. Aber der Bestsellererfolg dieses Romans ist auch auf Modicks „zugleich realitätshaltiges und spielerisches, hintergründiges und unterhaltsames Erzählen“ zurückzuführen, „geprägt von komplexen Motivverarbeitungen und literarischen Anspielungen“, wie Hubert Winkels die Prosa von Klaus Modick charakterisiert hat. All jene Merkmale treffen auch auf den neuen Roman von Klaus Modick zu, der am 17. April um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus „Keyserlings Geheimnis“ lesen wird.

Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik, promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger und arbeitete danach u.a. als Lehrbeauftragter und Werbetexter. Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nicolas-Born-Preis, dem Bettina-von-Arnim-Preis und dem Rheingau-Literatur-Preis. Zudem war er Stipendiat der Villa Massimo.

Eduard von Keyserling (1855 – 1918) wird längst als Dichter von europäischem Rang angesehen. Seine Romane wie „Wellen“ – auch verfilmt–, „Abendliche Häuser“ oder „Fürstinnen“, seine Novellen wie „Schwüle Tage“, „Seine Liebeserfahrung“ oder „Bunte Herzen“ werden periodisch neu aufgelegt.

Klaus Modick nun erzählt in seinem neuen Roman von Liebe und Verrat, sein Eduard von Keyserling, ist jemand, den die Vergangenheit einholt.

Im Jahr 1901 lädt der Dramatiker Max Halbe einige seiner Schwabinger Freunde ein, die Sommerfrische am Starnberger See zu verbringen. Keyserling, arriviert beim Publikum und unter den Kollegen beliebt, sitzt dort in jenen Tagen dem Maler Lovis Corinth Modell. Das legendäre Porträt wird den von der Syphilis gezeichneten Autor in geradezu faszinierender Hässlichkeit zeigen. Während ihrer Sitzungen erkundigt sich Corinth wiederholt nach der Vergangenheit des baltischen Grafen, nach seiner Jugend und Studentenzeit, um die sich Gerüchte ranken. Er bekommt jedoch nur ausweichende Antworten. Bei einem Konzertbesuch lauscht Keyserling gemeinsam mit Frank Wedekind einer Sängerin, die ihm trotz des unbekannten Namens merkwürdig vertraut erscheint. Handelt es sich womöglich um jene Frau, die ihn vor mehr als 20 Jahren in den Skandal verwickelte, der ihn zur Flucht nach Wien zwang und in Adelskreisen zur persona non grata werden ließ? Klaus Modick erzählt von den emotionalen und gesellschaftlichen Widersprüchen der Jahrhundertwende und davon, wie ein Außenseiter zu jenem brillanten Schriftsteller wurde, der den Zerfall der eigenen Klasse mit Melancholie und scharfsinniger Ironie beschrieb. Modick sei bekannt als jemand, der sehr fürsorglich und fantasievoll mit der Sprache umgehe, befindet Franziska Augstein in der Süddeutschen Zeitung: „In seinem neuen Roman hat er sich, wenn das möglich ist, selbst übertroffen. Wir werden verschickt in eine versunkene Welt, wo Hummeln durch die Vormittagssonne ‚bummeln‘, wo gegen Abend ‚Dunkelheit durch den Garten schleicht‘. Und wo Schwalben ‚ihre schnellen Schriftzüge in den Himmel kritzeln‘“.