LiteraturvereinLiteraturverein LogoBuchseite

Norbert Scheuer

Das neue Buch von Norbert Scheuer ist ein Tagebuchroman. Er beginnt und endet mit einem undatierten Blatt, die letzte Aufzeichnung stammt vom 3. Januar 1944, die letzte vom 19. Mai 1945. Und was für ein belletristisches Werk eher selten ist: Im Anhang zu dem Buch findet sich ein mehrseitiges Literatur- und Filmverzeichnis. Obwohl Scheuer den Deutschen Buchpreis, für den er im letzten Herbst nominiert war, nicht erhalten hat, liegt der Roman bereits in 8. Auflage vor. Am Mittwoch, den 19. Februar 2020 wird Norbert Scheuer um 20 Uhr im „Theatertreff“ (Theater Münster, Neubrückenstraße 63) aus seinem Roman „Winterbienen“ lesen.

Scheuer, geboren 1951, lebt als freier Schriftsteller in der Eifel. Nach dem ersten Schulabschluss absolvierte er eine Lehre als Elektriker. Gleichzeitig besuchte er die Abendrealschule und belegte anschließend das Studienfach Physikalische Technik an der Märkischen Fachhochschule in Iserlohn, das er mit einer Diplomarbeit über die Röntgenstrukturanalyse an Eisenoxiden abschloss. In einem weiteren Studium im Fach Philosophie erlangte er an der Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über Kant den Magistergrad. Bis 2017 arbeitete Scheuer als Systemprogrammierer bei der Deutschen Telekom. Er lebt in Keldenich, einem Ortsteil der Gemeinde Kall/Eifel.

Scheuer schreibt Lyrik und Prosa. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Die Kunststiftung NRW trug ihm 2014 die „Thomas-Kling-Poetikdozentur“ an. Mit seinem neuen Roman – „Winterbienen“ - stand er auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2019; ebenfalls 2019 t erhielt er den Horst-Konejung-Preis und – für „Winterbienen“ – den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. In der Jurybegründung zu diesem Preis heißt es: „In ‚Winterbienen‘ erreicht Norbert Scheuer eine äußerste Nähe von symbolischem Zeichen und konkreter Realität. In der Form des Tagebuchs findet er zu einer Kompaktheit der Darstellung und einer Gelassenheit der Schreibweise, die jedes Unheil in der Welt überführt in eine neue ästhetische Ordnung. Das macht ihn zu einem einzigartigen realistischen Erzähler unserer Zeit, zu einem poetisch-realistischen Erzähler auch in der Tradition Wilhelm Raabes.“ Während seit dem Januar 1944 über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten. Mit großer Intensität erzählt Norbert Scheuer in „Winterbienen“ einfühlsam, präzise und spannend von einer Welt, die geprägt ist von Zerstörung und dem Wunsch nach einer friedlichen Zukunft. Scheuer schaffe es, sagt Jörg Magenau im Deutschlandfunk Kultur, „Geschichte aus dem Herzen der Provinz heraus unaufdringlich und wie nebenbei sichtbar zu machen. Man hat nie das Gefühl, dass er etwas erklären oder beweisen will. Er zeigt ein Leben, das über sich hinaus auf die Geschichte und auf die Natur als die Großeinheiten verweist, in denen es sich nun mal ereignet.“