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Hans Jürgen Balmes

Bücher über den Rhein, möchte man sagen: gibt es wie Sand am Meer. Aber wohl kaum eines, das die Arbeitsteilung zwischen Disziplinen, die sich mit einem Flusslauf beschäftigen, so schwerelos rückgängig macht. Natur- und Kulturgeschichte, Kunstgeschichte und Lebensgeschichte – und das alles vorgetragen mit in einer sehr beweglichen Sprache, die geologische Befunde so präzise ausbreiten kann, wie es eine Paddeltour erzählerisch zu vergegenwärtigen vermag.

Am Mittwoch, den 29. September wird Hans Jürgen Balmes um 19 Uhr im Franz Hitze Haus (Kardinal-von-Galen-Ring 50) aus seinem neuen Buch „Der Rhein. Biographie eines Flusses“ lesen.

Hans Jürgen Balmes, der den Besuchern des Münsteraner Lyrikertreffens als kundiger und sensibler Moderator bekannt sein dürfte, wurde 1958 in Koblenz geboren. Er studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Anglistik. Ab 1987 arbeitete er als Lektor u. a. im Ammann Verlag; 1999 wurde er Programmleiter für internationale Literatur im S. Fischer Verlag und Mitherausgeber der „Neuen Rundschau“. Aus dem Englischen übersetzte er John Berger und Barry Lopez sowie zahlreiche Gedichtbände. Als Philologe veröffentlichte er einen Kommentarband zu Novalis und eine Hölderlinausgabe.

Der Rhein entsprang einst an seiner heutigen Mitte, wo in einem tropischen Meer Seekühe lebten. Er schuf sich sein Bett stromauf und besitzt eine erstaunliche Geologie. Noch heute leben hier die ältesten Lebewesen Europas. Gleichzeitig ist der Rhein durchgehend geprägt von Eingriffen des Menschen. Kein anderer Fluss versammelt so viele Widersprüche in sich – Grenze, Verkehrsweg, Fluchtroute und Lebensader. Ein Fluss, der schon immer eine große Rolle in Leben von Hans Jürgen Balmes spielte. Mehrfach wanderte er zu den Quellbächen in den Alpen, fuhr mit dem alten Faltboot seines Vaters die Ufer entlang, genoss die tiefe Stille und beobachtete die sich ändernden Farbspiele auf dem Wasser. Auf diese empfindsamen, aber nie sentimentalen Reisen nimmt Hans Jürgen Balmes uns mit. Wir begegnen Menschen, die wie William Turner den Rhein zu ihrer Sehnsucht und Lebensaufgabe machten. Wir sehen Wälder und Tiere, die in traumhaften Naturbetrachtungen und meditativen Bildern Präsenz gewinnen. Ein Buch über den Rhein, der uns mit dem unerschöpflichen Fließen seiner Geschichten gefangen nimmt wie mit seiner Stille. Nature Writing at its best! „Flüsse können mehr erzählen als Berge, Landschaften und Städte“, sagt der Schriftsteller Michael Krüger: „Es braucht nur einen klugen und kundigen Erzähler wie Hans Jürgen Balmes, der die Geschichten des Flusses, das Trippeln der Bachstelzen und das Geklingel der Weiß-Erlen in einem herrlichen Buch festhält.“