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Ludwig Homann und Norbert Johannimloh

„lesen!“ - knapper kann man es nicht sagen, als es Elke Heidenreich im ZDF tut. Und fast immer bringen es die von ihr „befohlenen“ Bücher auf die Bestsellerliste. Was Elke Heidenreich im letzten Jahr zu der neben ihr sitzenden, aufmerksam nickenden Cordula Stratmann aus der „Schillerstraße“ gesagt hat - „ein wunderbares Buch, grandios, radikal erzählt, eine Entdeckung“ -, das bezog sich auf Ludwig Homanns Buch „Ein deutsches Leben“, einen Doppelroman, bestehend aus „Der weiße Jude“ (1998) und „Der Hunne am Tor“ (2001). Von Ludwig Homann - geboren 1942 - ist in diesem Frühjahr ein neuer Roman erschienen: „Befiehl dem Leben“. Aus ihm wird er am Dienstag, den 23. Mai um 20 Uhr im Haus der Niederlande lesen. Zusammen mit ihm präsentiert der Literaturverein einen zweiten Autor, der ebenfalls ein neues Buch vorgelegt hat: Norbert Johannimloh, geboren 1930. Unter dem Titel „Regenbogen über der Appelbaumchaussee“ ist so etwas versammelt wie ein Lebenswerk: ein Roman, Erzählungen und (teils plattdeutsche) Gedichte aus den letzten vierzig Jahren. Man möchte über das literarische Werk beider Autoren den Titel setzen, den Dieter Wellershoff - einer der letzten Gäste des Literaturvereins - seinen Erzählungen gegeben hat: „Das normale Leben“. Die Normalität freilich, die hier gemeint ist, lässt sich am ehesten mit dem Motto umschreiben, das Ludwig Homann seinem neuen Roman vorangestellt hat. Es stammt von Ludwig Börne und lautet: „Mein Herz fürchtet, und ich fürchte mein Herz.“

Alle drei Autoren belegen, was ein realistisches, alltagsnahes Schreiben heute noch vermag. Ludwig Homann setzt seine Sondierungen im fremden Land der menschlichen Seele fort. Wenn es schon richtige Homann-Leser gäbe, wüssten sie, dass das, was der Klappentext (in der Nähe trivialliterarischer Muster) verspricht, nichts anders ist als eine Versuchsanordnung (in der Nähe einer dostojewski'schen Psychologie): „Tini, die elfenhafte Frau des braven Arthur nimmt es mit dem Leben zu genau. Max, der Nachbar und Freund, hört sich geduldig ihre klagen an. Als Tini schwanger wird, steigert sie ihre Obsessionen und tyrannisiert ihre Mitmenschen.„ Norbert Johannimlohs Literatur kommt auf den ersten Blick heiterer und verschmitzter daher. Aber auch sein Sensualismus erschließt Abgründe. Ein Beispiel dafür ist das Gedicht „aus kleiner weißer wunde“, es ist ein plattdeutsches Gedicht, und die hochdeutsche Fassung ist allenfalls eine Inhaltsangabe: „Der Mann mit dem Beil / Hat uns gegrüßt. / Du hast keine Vase / Für meine Blumen. / Aus kleiner weißer Wunde / Blutet der Baum / der fallen soll.“