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Christoph Ribbat

Unter dem Titel „Flackernde Moderne“ hat er eine „Geschichte des Neonlichts“ geschrieben und über „Basketball“ eine „Kulturgeschichte“: Christoph Ribbat, Professor für Amerikanistik an der Universität Paderborn, schaut auch in seinem neuen Buch über den Tellerrand seiner Disziplin. Am Dienstag, den 10 Mai 2016 wird der 1968 geborene Autor um 20 Uhr im Theatertreff (Neubrückenstraße 63) aus seinem neuen Buch lesen, das in diesem Frühjahr auf der Shortlist zum Leipziger Sachbuchpreis gestanden hat: „Im Restaurant. Eine Geschichte aus dem Bauch der Moderne.“

Seit im Paris des 18. Jahrhunderts die ersten »restaurierenden« Etablissements eröffneten, geht es nicht nur um das Essen, sondern immer auch ums Sehen und Gesehen-Werden, um das Zeigen von Stil und Distinktion – und um das Gefühl, bei Fremden und doch zu Hause zu sein. Die ungeduldigen Gäste halten das Personal mit ihren Extrawünschen auf Trab. Doch es sind die Kellnerinnen, Ober und Köche, die das Geschehen insgeheim kontrollieren und den Herrschaften bisweilen buchstäblich in die Suppe spucken. In der Küche, an der Theke, bei Tisch kollidieren Genuss und Schwerstarbeit, Eleganz und Ausbeutung, kulturelle Diversität und Rassismus. Ob edel oder schmuddelig: Restaurants sind ein Spiegel der Gesellschaft. Christoph Ribbat montiert die packenden gastronomischen Erfahrungen von Küchenarbeitern und Kochgenies, Kellnerinnen und Philosophen, Feinschmeckern und Soziologinnen. Doch er präsentiert nicht nur eine kosmopolitische Geschichte des Restaurants, sondern auch ein temporeiches Erzählexperiment zwischen Kulturwissenschaft und Doku-Roman. Jens Bisky in der Süddeutschen Zeitung würdigt diesen literarischen Anspruch des Buches : „Ribbat erzählt in kurzen Abschnitten, selten länger als zwei Seiten, bietet gekonnt formulierte Zusammenfassungen oder Paraphrasen von Erinnerungen, Lehrbüchern, Artikeln, Debatten, malt Szenen aus, wo immer die Quellen das hergeben – ähnlich hat Florian Illies sein Erfolgsbuch ‚1913‘ komponiert. Ribbat freilich beruft sich auf den Roman ‚Manhattan Transfer‘ von John Dos Passos. Der Leser freut sich, dass ein erzählendes Sachbuch avanciertere literarische Verfahren nutzt, statt ihn mit Lehnstuhl-Behaglichkeiten zu quälen.“ Die Montagetechnik funktioniere bestens, sie packe, wecke Neugier auf Details und stelle diese in neue Zusammenhänge. Auch Katrin Schumacher im MDR Kultur weiß den „Nährwert“ des Buches zu schätzen: „Neben den offensichtlichen Mahlzeiten und den Wahrheiten werden im Restaurant also Geschichten und Legenden produziert – so wie in Ribbats Buch. Er versucht, eine Intensität lebendig zu machen, die dem Restaurant innewohnt. Was wunderbar gelingt. Aus jedem guten Buch geht man bekanntlich anders heraus, als man hineingegangen ist. Hier wirkt dies in doppelten Sinne: Denn nach dem Lesen wird selbst der nächste Restaurantbesuch ein anderer sein.“