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Jürgen Becker

Im Oktober 2014 hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis an den 1932 geborenen Jürgen Becker verliehen, dessen Werk – so heißt es in der Urkunde, die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa immer wieder neu bestimme und die deutschsprachige Dichtung nachfolgender Generationen bis heute maßgeblich geprägt habe: „Seine Gedichte leben aus einer sensiblen Weltzugewandtheit und vollendeten Sprachkunst, bei aller Lust am sinnlichen Detail erkunden sie stets auch eine von der Geschichte und ihren Katastrophen gezeichnete Landschaft und laden dazu ein, unsere Welt und unsere Sprache mit allen Brüchen, Erschütterungen, Schönheiten aufmerksamer wahrzunehmen.“

Am Dienstag, den 3. März 2015 wird Jürgen Becker, um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem Werk lesen. In seiner Laudatio hat Lutz Seiler („Kruso“) gewürdigt, dass Beckers Werk die die Möglichkeiten demokratisiere, über Vergangenes zu sprechen: „Es ist eine mit ruhigem Ton, beiläufig, nahezu lässig vorgebrachte Ermutigung, die eigene Geschichte wahrzunehmen, überall, zu jeder Zeit und eben auch und gerade als Stoff.“ Dabei sei die Gattung nicht entscheidend: „Von Anfang an und bis heute ist der Gestus des Erzählens (als eine Haltung des Sprechens, auch im Bruch, auch in der Verkürzung, auch im An- und Innehalten) das Entscheidende in diesem Werk – als zutiefst menschliche Bemühung um etwas Gewissheit.“ In seiner Dankesrede hat Jürgen Becker sein Schreiben verortet in „einem Selbstgespräch, das herauszufinden sucht, wer ich bin und was sich in mir tut, was meine Wahrnehmungen und Erfahrungen sind.“ Er hoffe darauf, dass sich das Selbstgespräch im Leser fortsetze und eine Art von Korrespondenz entstehe: „Mein Schreiben beginnt, wenn es mir gelungen ist, mich vom Schweigen zu trennen, vom Stummsein, und Stummsein kann dabei heißen, sprachlos gemacht zu sein von den Verstörungen, die der Geräuschfilm der Realität im Kopf hinterlässt.“