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Ilma Rakusa

Der Literaturverein Münster eröffnet sein Jahresprogramm mit zwei bedeutenden Schweizer Gegenwartsautoren: Peter Stamm und Ilma Rakusa. Den Anfang macht die im letzten Jahr mit dem hochdotierten Schweizer Literaturpreis ausgezeichnete Schriftstellerin und Übersetzerin Ilma Rakusa, die 1946 als Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter geboren wurde. Vor diesem Hintergrund mag daran erinnert werden, dass Ilma Rakusa im Jahr 2003 die Laudatio auf die Preisträger des Münsteraner Poesie-Preises – den Slowenen Miodrag Pavlovic und den Übersetzer Peter Urban – gehalten hat. Und es mag die Veranstaltung als eine Art Ouvertüre zu dem NRW-Projekt „Scene Ungarn“ betrachtet werden, in dessen Rahmen im Frühjahr fünf prominente ungarische Autoren nach Münster kommen.

Am Montag, den 8. Februar wird Ilma Rakusa um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus ihrem autobiographischen Buch „Mehr Meer“ lesen. In Martin Ebels Laudatio zu der Schweizer Auszeichnung heißt es über dieses Buch: „Die Kindheit in drei Sprachen – Slowenisch, Ungarisch, Italienisch -, die Anpassung an ein enges Land und eine vierte Sprache, die ihr dann auch zur literarischen Heimat wird; Studienjahre in Paris und Leningrad, vor allem aber die Welten der großen Autoren und der großen Komponisten. Von diesen lernt sie, dass man die Innenwelt ins Unendliche ausdehnen kann, so begrenzt und bedrückend die äußere Existenz auch gelegentlich sein mag. Sie baut sich gerade aus Beschränkungen ein Universum auf, in dem potenziell alles poetisch, alles intensiv, sogar schön ist. Das ist keine Schönfärberei, wohlgemerkt, sondern die Hervorzauberung des Schönen, Intensiven, Poetischen eben auch dort, wo man es nicht unbedingt vermutet.“ Genauer als der aufgekratzt kalauernde Titel charakterisiert die Gattungsbezeichnung das Buch der vielsprachigen und „vielgewanderten“ Autorin, die heute in Zürich lebt: „Erinnerungspassagen“. Es sind 69 römisch nummerierte Kapitel, deren Vielfalt nicht nur auf der gegenständlichen Ebene liegt, sondern in einem Spektrum literarischer Formen besteht. Es ist – bei aller Privatheit – ein durch und durch europäisches Buch, und es hat – bei aller „Erzähltheit“ – einen durch und durch musikalischen Charakter. Das letzte Kapitel heißt „Wind“. Ihm ist ein Wort der ebenfalls in deutscher Sprache schreibenden „Ausländerin“ Yoko Tawada vorangestellt: „Das Gesicht des Windes ist das, was er in Bewegung setzt“.