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Michael Krüger

„Kein Haiku“, so heißt das Gedicht, aus dem der Titel des Lyrikbandes stammt, den Michael Krüger im letzten Jahr veröffentlicht hat, dem Jahr seines 70. Geburtstages, dem Jahr seines Ausscheidens aus dem Hanser-Verlag: „Eine tote Amsel / vor meinem Fenster. / Ich warte eine Stunde / auf die Umstellung / der Zeit.“ Am Mittwoch, den 21. Mai 2014 wird um 20 Uhr Michael Krüger im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem literarischen Werk lesen. Es ist entstanden neben seiner Tätigkeit in einem der renommiertesten Verlage der deutschsprachigen Welt. Zu den Autoren, die er für den Hanser-Verlag gewonnen hat, zählen Umberto Eco und Per Olof Enquist, Milan Kundera und W.G. Sebald – oder, in den letzten Jahren, die Nobelpreisträger Orhan Pamuk, Tomas Tranströmer und Herta Müller. Auch Margriet de Moor, vor einigen Wochen Gast des Literaturvereins, ist von Anfang an eine Hanser-Autorin. Michael Krüger hat am allerersten Lyrikertreffen Münster im Jahr 1979 teilgenommen, und vor 5 Jahren war er abermals dabei.

Krüger ist in Berlin aufgewachsen. Nach dem Abitur machte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler und war nebenher Gasthörer in Philosophie an der Freien Universität bei Peter Szondi. Von 1962 bis 1965 arbeitete er als Buchhändler in London, seit 1968 als Verlagslektor im Carl Hanser Verlag, dessen literarischer Leiter er von 1986 bis 2013 war; seit mehr als 20 Jahren gibt er die großartige Literaturzeitschrift „Akzente“ heraus. Für seine zahlreichen Gedichtbände, Erzählungen und Romane ist er u.a. 1986 mit dem Peter-Huchel-Preis, 1994 mit dem Ernst-Meister-Preis ausgezeichnet worden; im Jahr 2000 hat er den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München bekommen, 2004 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 2006 den Mörike-Preis, 2010 für sein Gesamtwerk den hochdotierten Joseph-Breitbach-Preis. Im Juni 2013 wählten ihn die Mitglieder der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Michael Krüger als neuen Präsidenten. Gregor Dotzauer hat im Berliner „Tagesspiegel“ Leben und Werk Michael Krügers zusammengefasst. In den 45 Jahren, die er in den Diensten des Münchner Hanser Verlags verbracht habe, sei er zum markantesten Kopf einer literarischen Republik geworden: „Er wurde dazu auch, weil er sich auf der künstlerischen wie der geschäftlichen Seite mit demselben Sachverstand und Selbstbewusstsein zu bewegen wusste. Ob als Verleger des neben Suhrkamp bedeutendsten literarischen Hauses, das sich seine Unabhängigkeit von keinem Konzern abkaufen lassen will, als Juror, Lobredner, kulturpolitischer Streiter, Lyriker oder Erzähler: Er jongliert mit so vielen Talenten, dass es ein Wunder ist, dass sie nur um sein Schlafpensum konkurrieren – und nicht auch um seinen Verstand. Krügers kurze Nächte, die ihn keinen Funken Geistesgegenwart zu kosten scheinen, sind Legende.“