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Stefan Koldehoff

Wenn 3sat den „Meisterfälscher“ Wolfgang Beltracchi gleichsam öffentlich rechtlich rehabilitiert, indem er ihn unter anderem den Schriftsteller Daniel Kehlmann porträtieren lässt, der seinerseits einen Roman mit dem Titel „F“ – wie „Fälschung“ – veröffentlicht hat; wenn die Hinterlassenschaft von Cornelius Gurlitt das Thema der NS-Beutekunst wieder in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit katapultiert hat – dann darf man dankbar sein, wenn solche „Fälle“ nicht nur aufgeheizt, sondern kompetent reflektiert werden. Der 1967 geborene Kulturredakteur Stefan Koldehoff hat sich mit dem einen wie mit dem anderen genannten Fall auseinandergesetzt. Aber einem Thema hat er sich trotz dieses Interesses am Aktuellen seit mehr als anderthalb Jahrzehnten kontinuierlich gewidmet, dem niederländischen Maler Vincent van Gogh, der am 29. Juli vor 125 Jahren gestorben ist. Am Freitag, den 14. August liest Stefan Koldehoff um 19 Uhr 30 im Vortragssaal des LWL Museums für Kunst und Kultur (Domplatz 10) aus seinem Buch „Ich und van Gogh. Bilder, Sammler und ihre abenteuerlichen Geschichten“. Nicht nur Bücher, auch Bilder haben ihre Schicksale. Metaphorisch haben sie für Stefan Koldehoff eine fast kollegiale Nähe zu den Schriftstellern – ganz davon abgesehen, dass es auch Autoren gegeben hat, die auf „ihren“ van Gogh versessen waren: „Kunstwerke erzählen nicht nur die Geschichte ihrer Entstehung. Sie sind auch in einer Hinsicht Zeitzeugen, die nicht mit ihren Motiven, ihrer Technik und den Umständen ihrer Entstehung, sondern mit ihrer Provenienz, dem Wechsel ihrer Besitzer durch Jahrzehnte und Jahrhunderte, zusammenhängt.“ Für mehr als 40 Gemälde van Goghs ist Stefan Koldehoff jetzt eine Art Sprachrohr geworden. Es sind hochspannende Schicksalsanekdoten, die Stefan Koldehoff erzählt. Der Reigen beginnt mit dem Gemälde „Mann mit Spaten“, das van Gogh 1887 gemalt hat. Im Jahr 1963 ist es das letzte Kunstwerk, das John F. Kennedy in der Nacht vor seiner Ermordung gesehen haben muss. Und es endet mit dem „Blühenden Kastanienzweig“ aus der Sammlung Franz von Mendelsohns, die wie andere jüdische Sammlungen in Folge des Nationalsozialismus zerschlagen wurden. Eine seiner Miniaturen widmet Stefan Koldehoff auch dem in Münster geborenen Alfred Flechtheim, der das Bild „Sitzender Zouave“ besessen hat – und abgeben musste: Wo es sich heute befindet, ist unklar. Mirja Gabathuler in der „taz“ bescheinigt dem Autor, er habe den „Spagat zwischen fundierter Faktentreue und Unterhaltsamkeit“ geschafft: „Koldehoff weiß pointiert und kurzweilig zu erzählen. Und der Autor weiß, wovon er spricht, wenn er fast beiläufig anhand der Geschichte der Bilder auch über die Eskapaden des Kunstmarkts, gefälschte Bilder und das dunkle Kapitel NS-Raubkunst schreibt.“