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Ivana Sajko
Zum zehnten Mal verleihen in diesem Sommer das „Haus der Kulturen der Welt“ und die „Stiftung Elementarteilchen“ den „Internationalen Literaturpreis“. Dieser mit insgesamt 35.000 Euro dotierte Preis (20.000 für den Text, 15.000 für die Übersetzung) zeichnet einen herausragenden Titel internationaler Gegenwartsliteratur in seiner deutschen Erstübersetzung aus. Auf der ehrenvollen Shortlist dieses Preises, der strukturell verwandt ist mit dem „Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie“, steht auch die Münsteraner Schriftstellerin und Übersetzerin Alida Bremer. Sie hat den Roman „Liebesroman“ der kroatischen Autorin Ivana Sajko ins Deutsche übertragen. Am Donnerstag, den 14. Juni 2018 um 20 Uhr werden die Autorin und ihre Übersetzerin diesen Roman im Theatertreff (Neubrückenstraße 63)vorstellen; die deutschen Texte liest die Schauspielerin Carola von Seckendorff vom Theater Münster.Ivana Sajko, geboren 1975 in Zagreb, ist Autorin, Dramatikerin und Regisseurin. Ihre Theaterstücke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und auf internationalen Bühnen gespielt. Die 1959 in Split geboren Alida Bremer lebt seit 1987 in Münster. Sie hat zahlreiche Werke aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen übersetzt; im Jahr 2013 erschien ihr Roman „Olivas Garten“, von dem der WDR im letzten Jahr eine Hörspielversion produzierte.
Ivana Sajkos „Liebesroman“ erzählt von einem arbeitslosen Humanisten, der einen Liebesroman zu schreiben versucht, und einer Schauspielerin, die den sicheren Job im Theater gekündigt hat und sich jetzt um das gemeinsame Kind kümmert. Die Literaturkritikerin Verena Auffermann hat als Jurymitglied des „Internationalen Literaturpreises“ den Roman und dessen Übersetzung gewürdigt. Ivana Sajkos „Liebesroman“ sei keine Romanze, viel eher eine Tragödie – oder eine Bilanz aus dem heutigen Kroatien, das die Autorin ‚die „ausgeplünderte Provinz‘ nenne: „Hauptdarsteller sind ein junges erfolgloses Künstlerpaar, ein Kind, eine Wohnung, ein Nachbar und ein ganzes Land aus den Fugen. Jeder ist jederzeit bereit zur Rebellion, bereit in die Luft zu gehen wie ein ‚Vulkan‘. Ivana Sajko setzt wuchtige Worte so ein, dass sie Helle erzeugen, für die Alida Bremer eine mitreißende Sprache gefunden hat.“
Auch der Kritiker der Frankfurter Rundschau Norbert Mappes-Niediek rühmt beides, den Roman und die Übersetzung: „Sajko gelingt es in dem – meisterlich übersetzten – Roman, das ganze Elend der Gesellschaft aus zwei Menschen heraus zu erzählen. Man kann lesen, wie Gefühle entstehen, sich verstärken, mit Gedanken vermischen, wie sie falsch werden und absterben. Es ist nicht der romantischste Liebesroman, aber doch einer der ganz wenigen wahrhaftigen.“