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Herman Koch
Herman Koch ist einer der weltweit erfolgreichsten niederländischen Autoren der Gegenwart. Er ist ein „Spezialist“ für spannende Gesellschaftsromane, die mit lustvollem Sarkasmus hinter die Kulissen bürgerlicher Wohlanständigkeit schauen; sein rabenschwarzer Roman „Es ist angerichtet“ hat es unter die Top Ten der New-York-Times-Bestsellerliste gebracht. Nun sind „Thriller“ nicht unbedingt das Genre, dem der Literaturverein Münster sich mit Hingabe widmet. Doch jetzt gibt es von dem 1953 geborenen Autor einen Roman, der sich einem sozialen Segment widmet, das dann durchaus wieder ins Programm passt: dem Literaturbetrieb – und dem Schulbetrieb, mit dem Koch sich bereits in seinem ersten Roman satirisch auseinandergesetzt hat. Am Mittwoch, den 22. April 2015 wird Herman Koch um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem neuen Roman „Sehr geehrter Herr M.“ lesen. Hermann Koch ist in den Niederlanden bekannt als Kolumnist und Komiker, auch als Produzent von Fernsehsendungen.Ein Schriftsteller, zwei verliebte Gymnasiasten und ein auf mysteriöse Weise verschwundener Lehrer stehen im Zentrum des neuen Roman, der uns in ein Wechselbad der Verdächtigungen und Zweifel taucht. Nicht nur die genretypische Fragen „Wer ist Täter?“ wir hier gestellt. Sondern auch, und das ist Literatur-Literatur: „Wem gehört eine Geschichte?“ Der einst allseits gefeierte Autor M. bekommt dubiose Post von einem Leser. Der Absender habe wichtige Informationen für ihn. M. hatte seinen größten Erfolg vor vielen Jahren mit einem Roman, der auf einem wahren Fall beruhte: Er schrieb einen Thriller über das ungeklärte Verschwinden eines Lehrers, ein Fall, der landesweit Schlagzeilen machte. Dieser Geschichtslehrer hatte eine kurze Affäre mit einer Schülerin und wurde zuletzt gesichtet, als er die Gymnasiastin und ihren neuen Freund in einem Ferienhaus im Süden Hollands aufsuchte. Die literarische Umsetzung dieses Kriminalfalls hat M. seinerzeit berühmt gemacht, doch heute ist sein Stern gesunken. Geradezu brennend aber interessiert sich neuerdings M.s geheimnisvoller Nachbar für ihn. Was hat dieser Nachbar mit der jahrelang zurückliegenden Geschichte zu tun? Was führt er im Schilde?
Herman Kochs neuer Roman spielt auf vielen Ebenen: Er erzählt eine ungewöhnliche Coming-of-Age-Story, taucht ein in den Mikrokosmos Schule, liest sich wie ein Krimi und ist zugleich eine hochintelligente Reflexion über das Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion. Christine Westermann im WDR: „Herman Koch schreibt brillant, erschreckend böse, hat eine sehr eigene Sicht auf die Welt. Ist das seine eigene, die er seinen Protagonisten unterschiebt? Oder ist das eine literarische Freiheit, die er sich verschwenderisch und im Übermaß nimmt? Wenn er austeilt, dann bringt er das so großartig und schamlos auf den Punkt, so böse und kalkuliert geschmacklos, dass man vor Schadenfreude grinsen möchte.“