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Gertrud Kolmar
Vortragsveranstaltung mit Lesung: Aus Anlass des 130. Geburtstags der deutsch-jüdischen Lyrikerin Gertrud Kolmar spricht die Literaturwissenschaftlerin Friederike Heimann am Montag, 25. November um 20.00 Uhr im Theatertreff auf Einladung des Literaturvereins über das Schaffen der 1943 in Auschwitz ermordeten Schriftstellerin. Ausgewählte Gedichte rezitiert begleitend die Schauspielerin Carolin Wirth.Gertrud Kolmar, geboren 1894 in Berlin, gilt heute als eine der bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Alle entscheidenden Phasen und Umbrüche vom Wilhelminischen Kaiserreich, über den ersten Weltkrieg, von der Weimarer Republik bis zur vernichtenden Zeit des Nationalsozialismus hat sie miterlebt. Vor diesem Hintergrund schuf sie ein Werk von einer tiefgründigen, besonderen Schönheit, das zunehmend erst entdeckt wird. Ob es um «Das Wort der Stummen» oder die «Tierträume» geht, ob es sich um die vielen weiblichen Außenseiterfiguren in «Weibliches Bildnis» oder ganze poetische «Welten» handelt, die sie in ihren Gedichten erschafft, oft ergeben sich neue, ungewöhnliche, manchmal überraschend aktuelle Perspektiven, zumeist aus einer weiblichen Sicht. Zugleich hat sich ihre doppelte schicksalhafte Zugehörigkeit deutsch und jüdisch in ihr Werk eingeschrieben und wird darin immer wieder auf offene oder verborgene Weise zum Ausdruck gebracht.
Im Spannungsfeld von häufig traditionellen Versformen einerseits und einer vielfach auch modernen Infragestellung und Brechung herkömmlicher Wahrnehmungsweisen andererseits öffnet sich ein faszinierender poetischer Raum, der zu einer eigenen Entdeckungsreise einlädt und die Dichterin heute wieder gegenwärtiger denn je erscheinen lässt.