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Uwe Neumahr
Auf Einladung des Literaturvereins Münster stellt der Literaturwissenschaftler Uwe Neumahr am Sonntag, 8. Dezember um 11.30 Uhr im Theatertreff seine aktuelle Publikation „Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg ’46. Treffen am Abgrund“ vor.Wohl nie waren so viele berühmte Schriftsteller und Reporter aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie 1946 auf dem Schloss der Familie Faber-Castell bei Nürnberg. Sie kamen, um zu berichten: von den Gräueln des Krieges und des Holocaust, die dort vor Gericht verhandelt wurden.
Erich Kästner war in Nürnberg und Erika Mann, John Dos Passos und Martha Gellhorn, Willy Brandt und Markus Wolf. Augusto Roa Bastos kam aus Paraguay, Xiao Qian aus China. Im Gerichtssaal blickten sie den Verbrechern ins Angesicht, im Press Camp versuchten sie, das Unfassbare in Worte zu fassen. Dabei trafen im Mikrokosmos des Schlosses Exil-Rückkehrer auf Überlebende des Holocaust, Kommunisten auf Vertreter westlicher Medienkonzerne, Frontberichterstatter auf extravagante Starreporter. Und während sie in den Abgrund der Geschichte sahen, während sie über Schuld, Sühne und Gerechtigkeit nachdachten, veränderten sich nicht nur sie, sondern auch die Art, wie sie schrieben.
Uwe Neumahr, 1972 in Winnenden geboren, studierte Literaturwissenschaft in Tübingen und Pisa und wurde 2001 in Köln mit einer Arbeit über die italienische Renaissance promoviert. Er war Mitarbeiter an der Forschungsstelle zur spanischen Renaissance der Universität Kiel und arbeitet heute für eine internationale Literaturagentur. Seine jüngste Publikation „Das Schloss der Schriftsteller“ (2023) stand viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in sechs Sprachen übersetzt.